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Geschichtlicher Streifzug durch Neustadt am Kulm

Mit der im Jahre 1972 erfolgten Gebietsreform suchten die ehemaligen Gemeinden Filchendorf und Mockersdorf sowie der Weiler Scheckenhof freiwillig den Anschluß an die Stadt Neustadt am Kulm. Damit wurde eine Einheit gebildet, die sie zu Beginn der Zeit ihrer ersten schriftlichen urkundlichen Erwähnung vor ca. 800 Jahren bereits war. Daß der Kulm aber seit Jahrtausenden ein schon von der geologischen Formation her magischer Anziehungspunkt für die Menschen war, beweisen die archäologischen Untersuchungen, die bis in die Hallsteinzeit (800 - 450 v. Chr.) reichen.

Doch die Jahrhunderte sind schnell übersprungen, in denen Kelten, Narisker, Hermonduren, Thüringer und schließlich die Slawen hier lebten. Erst um die Jahrtausendwende entstanden hier wohl die uns bekannten Siedlungen.

Im Jahre 1281 verkaufte Landgraf Friedrich von Leuchtenberg, dessen Vorfahren 1119 u.a. die Reichsfeste Rauher Kulm als Reichslehen bekamen, an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg Burg und Berg Culmen mit einigen Dörfern: Filchendorf, Scheckenhof, Speichersdorf, Wirbenz und Mockersdorf. Die Burggrafen erbauten auch die Stadt zwischen den beiden Kulmen, planmäßig wie auf dem Reißbrett. Kaiser Karl IV. stellte im Jahr 1370 dazu die Erlaubnisurkunde aus. Der mit Mauern, Erkern und Türmen befestigten Stadt wurde 1427 sogar das Halsgericht zugestanden. Vier Jahre vorher errichteten Karmelitermönche hier ein Kloster mit Kirche, deren gotische Außenfassade im Chorraum noch heute an die Gründungszeit erinnert.

Das Untere Tor - Aufnahme 1912

Das Untere Tor - Aufnahme 1912

Das alte Rathaus (Westseite) - Aufnahme 1920

Das alte Rathaus (Westseite) - Aufnahme 1920

Die Stadt in Trümmern, im Hintergrund das Untere Tor

Die Stadt in Trümmern, im Hintergrund das Untere Tor

"Sommerseite" einst (1938)

"Sommerseite" heute

Mit der Reformation wurde Neustadt nach dem Grundsatz "eius regio, cuius religio" mit den Burggrafen 1527 protestantisch. Beim Bundesständischen Krieg 1554 wurden die beiden Burgen auf dem Rauhen und Schlechten Kulm monatelang ausgehungert und völlig zerstört. Seitdem verwalteten die Amtsleute der Markgrafen von der Stadt aus das umliegende Land. Der 30jährige Krieg, besonders das Jahr 1634, spielte bei fast völliger Zerstörung und ca. 250 Pesttoten der Stadt Neustadt sehr mit.

Auf seinem politischen und wirtschaftlichen Höhepunkt im Verlauf seiner Geschichte angelangt - Neustadt war Sitz eines markgräflichen Amtes, eines Kastenamtes, einer Forstbehörde sowie eines Justizamtes -, wurden ihm mit seiner Einverleibung nach Bayern im Jahre 1803 sämtliche Ämter genommen. Schon damals hatte die Stadt so viele Einwohner wie heute; ein Beweis dafür, wie sich die Gebiets- und Verwaltungsreform damals auf die weitere Entwicklung des Städtchens auswirkte.

Große Brände von 1833 und 1846 brachten viel Not für die Bürger der Stadt. Der letzte große Schicksalsschlag traf Neustadt am 19. April 1945, als zwischen 9.00 und 10.00 Uhr vormittags amerikanische Bombenflugzeuge aufkreuzten und über 60 Gebäude, Häuser und Städel zerstörten, und damit das bis dahin fast noch historisch vollständig erhaltene Stadtbild mit dem spätgotischen Stadttor und dem Rathaus von 1654.
Heute ist Neustadt eine Wohnsiedlungsgemeinde, ohne Industrie mit nur wenig Gewerbetreibenden und den in die Minderheit geratenen selbstständigen Landwirten, ein Pendlerort, dem die leicht und schnell erreichbaren Industrieorte, die sich sternförmig um Neustadt scharen, eine günstige Lage geben. Neustadt am Kulm konnte im Jahre 1995 das 625jährige Stadtjubiläum feiern.